In Washington beraten Trump, Selenskyj und europäische Partner über Frieden in der Ukraine. „Der Waffenstillstand ist eminent, damit man in Ruhe verhandeln kann“, so ZDF-Hauptstadtkorrespondent Wulf Schmiese.18.08.2025 | 3:13 min
Nun scheint alles ganz schnell zu gehen in Sachen
Ukraine. Ein Gipfel folgt dem nächsten, halb Europa macht sich auf den Weg nach Washington am Montag. Doch Vorsicht! Die Mahnung der Staatslenker, die Kiew unterstützen, lautet: Jetzt bloß kein derartiges Tempo hinlegen, dass am Ende die Freiheit der angegriffenen Ukraine auf der Strecke bleibt.
Gegen Mittag amerikanischer Zeit am Montag wird der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj von seinem US-Kollegen
Donald Trump im Weißen Haus erwartet. Aus dortiger Sicht soll das Teil zwei der Friedensgespräche sein, dessen erster Teil am Freitag in Alaska mit Russlands Präsident
Wladimir Putin begann.
Nach dem Trump-Putin-Gipfel stecken die Ukraine und die Verbündeten den Kurs für ihr Treffen mit dem US-Präsidenten ab. Sie müssten Einheit zeigen, so Friedensforscher Bonacker. 17.08.2025 | 16:20 min
Europas Haltung: Erst einmal loben
Erst der Angreifer, dann der Angegriffene - dieser Reihenfolge müssen Deutschland und die Welt klaglos zuschauen, denn es ist nun einmal Trump, der einlädt und einladen kann, wen er will. Aus dieser Einsicht heraus hat man in Berlin, Paris und London das Wording vorgegeben: erst einmal loben!
Denn jeder der drei Staatslenker kennt die Weisheit: Was eh nicht aufzuhalten ist, kann man besser gleich begrüßen. Und so schrieben die Europäer unter Federführung des Kanzleramts genau so eine Erklärung, in der sie alle Trumps Friedensgespräche "begrüßen".
Dass sieben Staatslenker Selenskyj in die USA begleiten, bewertet Militärexperte Carlo Masala als positiv. Die USA hätten Möglichkeiten, extremen Druck auf Selenskyj auszuüben.17.08.2025 | 6:27 min
Trumps Sanktionsdrohungen gegen Russland offenbar erfolgreich
Sie scheinen tatsächlich Bewegung zu erkennen, ausgelöst durch die amerikanische Politik. Die Drohung Trumps, Russland zu sanktionieren und durch Extremzölle auch all jene Staaten, die mit
Russland weiter Handel treiben, habe massiv Druck erzeugt auf Putin. Der Herrscher im Kreml, heißt es bei den höchsten Diplomaten in Berlin, sei auf diese Weise "deblockiert" worden, sprich: verhandlungsbereit.
Aus Panik habe Putin einem Gipfel zugestimmt. Dort jedoch, in Alaska, schien er kaum in irgendetwas nachgeben zu wollen. Und auch nicht zu müssen, denn der große Deal-Maker Trump schien gar kein Abkommen zu forcieren.
Viele hat das verwirrt: Medial wurde Putin als Sieger beschrieben, Trump als Verlierer oder bestenfalls als Gleichgültiger. Die Empörung im Westen war verursacht worden durch symbolische Aufwertung eines Kriegsverbrechers. Putin sei der rote Teppich ausgerollt, von Trump kumpelhaft geduzt und sogar in der Limousine mitgenommen worden.
Die Skepsis der Ukrainer ist groß - was bedeuten die Verhandlungen zwischen Putin und Trump für sie. Frieden, Versöhnung – vor allem in Butscha zeigt sich, wie schwer das ist. 17.08.2025 | 2:33 min
Kein Deal in Alaska - Berlin ist erleichtert
Stimmt alles, vor allem, dass es keinen Deal gab. Doch genau das erleichtert die Unterstützer Kiews in Berlin. Weil so noch alles offen ist, der Ukraine und Selenskyj beizustehen und mehr zu erreichen.
Trump sagte Selenskyj, er könne zu seinem Gipfel-Gespräch an diesem Montag gerne Europäer mitbringen. Eigentlich ist so ein Vorgehen Trumps protokollarisch "ein einziges Chaos", wie es in Berlin hieß. "Alle und niemand wurden eingeladen", im Kanzleramt herrschte Ratlosigkeit. Doch Selenskyj nahm die Sache ernst, und tatsächlich folgten dann aus dem Weißen Haus über Nacht zum Sonntag offizielle Einladungen.
Deutschland habe maßgeblich die Reaktion der Unterstützer der Ukraine mitgeprägt, sagt Wulf Schmiese, ZDF-Korrespondent in Berlin. Das Motto sei jetzt: "Keep calm and carry on."16.08.2025 | 1:43 min
Drei Themen beim Gipfel im Washington
Bei einem Arbeitsessen und anschließender mehrstündiger Diskussion soll es inhaltlich um drei Themen gehen: Sicherheitsgarantien für die Ukraine, territoriale Fragen und Prozessorganisation. Die Europäer verlangen, dass die Ukraine nie schutzlos sein darf und nur sie selbst über Gebietsabtretungen entscheiden kann.
Selenskyj und die anderen Europäer wollen, wie anfangs Trump, erst einmal einen sofortigen Waffenstillstand, damit die Dauer von Verhandlungen nicht das Töten auf dem Schlachtfeld verlängert. Hierin aber hat Putin in Alaska Trump offenbar umgestimmt und sofortige Friedensverhandlungen angeboten - ohne Waffenstillstand.
Das erzeugt Zeitdruck und möglicherweise folgenreiche Zugeständnisse - aus Ungeduld. Für die Ukraine eine große Gefahr, denn Trump hat mit dem Krieg in Europa schon lange keine Geduld mehr. Daher ist das wichtigste Ziel der Europäer für das, was diese Woche in Washington fortgesetzt wird: Es darf, so paradox es nach über drei Jahren Töten auch klingt, kein kurzer Prozess werden.
Wulf Schmiese ist stellvertrender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.